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Warum Ihre Backofenuhr plötzlich nachgeht

Backofen Uhr

Komisch, dachte ich kürzlich. Ich hatte die Uhr meines Backofens Anfang des Jahres frisch gestellt. Nun zeigte sie einen Rückstand von sechs Minuten auf die effektive Zeit. Andere berichten von Radioweckern, die der Zeit hinterher hinken – der Wecker läutet sechs Minuten zu spät. Sind die Geräte defekt, soll man sie ersetzen?

Uhren laufen nach dem Takt der Stromfrequenz

Mitnichten, diesen Uhren fehlt nichts. Was aber der Normalverbraucher nicht weiss: Sie verfügen wie viele andere Uhren in Elektrogeräten nicht über eigene Taktgeber, die sie auf Kurs halten. Sie beziehen die Impulse, wann eine Sekunde um ist, aus dem Stromnetz. 50 Hertz – also 50 Schwingungen des Wechselstroms pro Sekunde – beträgt die Standardfrequenz im elektrischen Netz Europas.

Diese Frequenz muss so stabil wie möglich gehalten werden: Denn liegt die Frequenz über längere Zeit über oder unter 50 Hertz, zeigen Uhren in Elektrogeräten eine falsche Zeit an. Wenn Sie also auf die Backofen- oder Fernsehuhr schauen, um rechtzeitig das Tram zu erwischen, und Sie kommen zu spät, liegt der Grund in der Netzzeit, die aus dem Gleichgewicht ist. Tatsächlich weist diese seit Mitte Januar ein Defizit auf, das stetig angestiegen ist und gegenwärtig bei 350 Sekunden liegt – das sind die rund sechs Minuten, die die erwähnten Uhren nachgehen.

Serbien/Kosovo liefert zu wenig Energie

Doch wie kommt es zu diesem fehlenden Gleichgewicht? Hier mag das Bild des Tempomaten bei einem Auto helfen. Geht es bergauf, gibt der Wagen automatisch mehr Gas. So ist es auch im Stromnetz: Wird plötzlich mehr Strom benötigt, fällt die Frequenz auf unter 50 Hertz. Dann reagieren die Netzgesellschaften und speisen sofort mehr Regelenergie ein, damit die 50 Hertz wieder erreicht werden. Im umgekehrten Fall senken sie die Einspeisung.

Das Phänomen der nachgehenden Uhren ist gegenwärtig in ganz Europa festzustellen, da die Netzbetreiber europaweit zusammenarbeiten. Swissgrid – die schweizerische Netzgesellschaft – ist Mitglied des europäischen Verbands der Übertragungsnetzbetreiber ENTSO-E, die untereinander den Strom austauschen. Swissgrid Sprecher Patrick Mauron erklärt auf Anfrage der NZZ, dass es sich um eine ungewöhnliche und einmalige Situation handle. Normalerweise betrage die Abweichung nicht mehr als 20 Sekunden, der Ausgleich funktioniere.

Dass diese Uhren inzwischen mehrere Minuten nachgehen, liegt begründet in einer Energieknappheit seit Mitte Januar, wie der Verband ENTSO-E auf seiner Webseite mitteilt. Verantwortlich sei die fehlende Energieeinspeisung eines Lieferanten in das riesige europäische Verbundnetz, das von Spanien bis Polen und von Schweden bis in die Türkei reicht.

Nachdem sie den Sünder zuerst nicht benannt hatte, meldete die ENTSO-E am Dienstag, das Problem liege im Gebiet von Serbien/Kosovo. Man arbeite mit Hochdruck daran, diese Unstimmigkeit zu beheben. Der Verband deutet in seiner Mitteilung zudem an, dass es neben technischen auch um politische Aspekte gehe, und drängt die Regierungen in Europa, sofortige Massnahmen zu treffen.

Aber Achtung: Wird die Netzfrequenz in den nächsten Wochen korrigiert und der Zeitverlust tatsächlich aufgeholt, werden die jetzt umgestellten Uhren sechs Minuten vorausgehen. Immerhin erwischen Sie dann das Tram.

Textquelle: NZZ (https://www.nzz.ch/amp/panorama/warum-ihre-backofenuhr-ploetzlich-nachgeht-und-vielleicht-bald-vorgehen-wird-ld.1362349?__twitter_impression=true&fbclid=IwAR18xgG4VJrbSRStYMVEfV6wnwvD0nONlwgxySIX5_anEthA__AtEIjzTyk)

Bildquelle: Marcel Hofmann, Privat